Bd. 9,3: Humanistische Wissenschaftsphilosophie - Die Wissenschaften
Guzzo, Augusto:
Ausgewählte Werke in deutscher Übersetzung / Augusto Guzzo. – Biel/ Bienne:
Schweizerischer Wissenschafts- und Universitätsverlag
NE: Hebeisen, Michael Walter [Hrsg.]: Guzzo, Augusto: [Sammlung]
Bd. 9,3: Humanistische Wissenschaftsphilosophie – Die Wissenschaften/
aus dem Italienischen übersetzt und
hrsg. von Michael Walter Hebeisen. – 2024
ISBN 978-3-7583-8280-2
Titel der Originalausgabe:
L’uomo – La scienza, Torino: Edizioni di „Filosofia“, 1955
"Eigentlich würde man als Grundlage für eine neo-humanistische Wissenslehre und Wissenschaftstheorie eine Bezugnahme auf die Humanwissenschaften und ihre theore-tische Grundlegung, mithin auf die
einzelnen Geistes- und Sozialwissenschaften erwarten. Ganz anders verfährt aber Augusto Guzzo, für den der Paradigmenwechsel von den erfahrungsbasierten, auf Beobachtung beruhenden "klassischen"
positiven, positivistischen Wissenschaften des Neunzehnten Jahrhunderts hin zur "modernen" Physik und zu den sogenannten exakten Wissenschaften – mit ihren experimentellen Verfahrensweisen als
Grundlage des Verifikationsprozesses und mit ihren konventionalistisch elaborierten Mathematiken als ihrer "Leitwissenschaft" – von entscheidender Wichtigkeit ist. Das führt nun aber zu einer
gänzlich unerwarteten Akzentsetzung. Von mindestens ebenso grosser Tragweite erweist sich die Verlagerung von einer klassischen Wissenschaftstheorie mit ihren Themen und Problemstellungen, sowie
ihren Einsichten und Errungenschaften – wofür es auch im Verlauf des Zwanzigsten Jahrhundert viele Beispiele gibt – hin zu einer eigentlichen Philosophie des Wissens, der Wissenschaften, sowie
der Wissenschaftlichkeit überhaupt, wobei diese philosophische und nicht theoretische Behandlung eben gerade den Grundstein legt für den Humanismus dieser recht eigentlich
allgemein-philosophi-schen Sichtweise der modernen Wissenschaften.
In einem ersten Teil werden die Grundlagen geschaffen für eine humanistische Lesart des Wissens und Konzeption der Wissenschaft, dies ganz im Abschluss an die Haupt-Intention des Gesamtwerks, wie
sie in "L'io e la ragione", enthalten im ersten Teilband zu "L'uomo" entworfen wird. Im dritten Teil kommt es zu einer kritisch-problematischen Auseinander-setzung mit dem komplexen und
komplizierten Verhältnis zwischen der Natur und dem Menschen mit seiner "Wesens-Natur", sowie der Erfahrungswelt, der Lebenswelt als Fundament, und dem Kunstschaffen und der Theoriebildung als
grundlegenden mensch-lichen Aktivitäten. Diese eingehende Auseinandersetzung liegt einerseits nicht auf der Hand, andererseits ist sie überhaupt nicht abwegig, führt nicht vom Weg ab, und
beschreibt schon garnicht einen Umweg, sondern fasst einfach ein tiefer liegendes Ziel ins innere Auge. Die umfangreiche substantielle Inhaltsübersicht erlaubt es, dass sich der geneigte Leser
auch im Überblick innert nützlicher Frist orientieren und informieren kann, was denn auch vom Verfasser im Vorwort eigens als Hilfestellung für die akademische Jugend hervorgehoben wird. Heute
mag das vorliegende Werk nicht mehr geeignet sein als Einführung in die Wissenschaften für Studenten, aber nichtsdestotrotz und umsomehr für fortgeschrittene Forscher als alternative Sicht der
Dinge von grossem Interesse sein.".
Aus dem Vorwort des Übersetzers und Herausgebers