Erscheint 2014: Bd. 4 zur Staatslehre

Schutzumschlag
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Capograssi-Edition - Flyer Bd. 4
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Abhandlungen über den Staat; Die direkte Demokratie
Titelei, Inhaltsverzeichnis und Vorwort
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Capograssi, Giuseppe:

 

Ausgewählte Werke in deutscher Übersetzung / Giuseppe Capograssi. –Biel/ Bienne:

 

Schweizerischer Wissenschafts- und Universitätsverlag

 

NE: Hebeisen, Michael Walter [Hrsg.]: Capograssi, Giuseppe: [Sammlung]

 

Bd. 4: Abhandlungen über den Staat; Die neue direkte Demokratie; und eine Rezensionsabhandlung /

 

aus dem Italienischen übersetzt und
hrsg. von Michael Walter Hebeisen. – 2014

ISBN 978-3-7322-9807-5

 

Titel der Originalausgaben:

 

Saggio sullo stato (1918), in: Opere, Milano: A. Giuffrè, 1959, Bd. 1, S. 3ff.;

Considerazioni sullo stato – Frammento sullo stato (posthum), in: Opere, a. a. O., Bd. 3, S. 329ff. und 377ff.;

La nuova democrazia diretta (1922), in: Opere, a. a. O., Bd. 1, S. 405ff.;

L’ultimo libro di Santi Romano (1951), in: Opere, a. a. O., Bd. 5, S. 223ff.

 


In seiner "Staatslehre", dem "Saggio sullo Stato" von 1918 knüpft Capograssi zunächst an die Themen der Dissertation an: an die Wirklichkeit des Staates, an das Willensleben des Staates (mit Ausführungen zur Rechtspersönlichkeit des Staates, zu Gesetz und Realität, zu Vernunft und Realität und zu Giovanni Battista Vico) und an die Verbindung von Geschichte und Staatlichkeit (in den Begriffen von Souveränität und Staatszweck). Aufbauend auf der Fragestellung nach der Konkretheit/ Besonderheit des staatlichen Handelns glaubt Capograssi eine neue Antwort finden auf die althergebrachte Frage nach der Rechtfertigung des Staates; dabei wählt er den Ausgleich von Notwendigkeit und Freiheit in den Staatsphilosophien von Jean-Jacques Rousseau und Georg Wilhelm Friedrich Hegel zum Ausgangspunkt. Capograssis Intention der nachforschenden Forschung, der nachdenklichen Gedankengänge zielt überhaupt nicht auf eine definitive Konklusion, sondern auf einen Nachvollzug des sich Vorfindlichen ab: "Perchè se concepire le forme della vita etica è coglierle nel loro nascere, il loro nascere, e il loro vivere, come la nostra fragile esistenza, non sono che un morire quotidiano. Capire lo Stato è capire come lo spirito lo sopprima in sè e lo oltrepassi e come il suo porsi sia anche il suo sparire. Ogni vera ricerca sullo Stato è una profonda meditazione della sua fine".

[...]

In der Überzeugung, dass der Staat letztlich aktueller und konkreter persönlicher Wille sei leistet Capograssi in der Folge eine regelrechte Dekonstruktion dieser Verdoppelung der Realität in empirische Erfahrung und theoretisches Konzept des Staates nach den lebensphilosophischen Leitideen der Willensbildung (Persönlichkeit) und der Geschichtlichkeit (Souveränität). Die Auseinandersetzung mit der im Staatshandeln betätigten Souveränität und die skizzierte Richtigstellung von deren Einordnung begründen die Stellungnahme Capograssis für ein personalistisches und individualistisches Verständnis der staatlichen Gemeinschaft (die dann wohl eher als Gesellschaft zu bezeichnen wäre). Und dennoch bezeichnet er - angeleitet von Vico, Blaise Pascal und Apostel Paulus - als Ende und Zweck des Staates eine civitas maxima, aufgehoben im Weltgeist vermittels eines interkulturellen Gemeinsinns (hier benannt mit dem Begriff der caritas). Die caritas mache für Geist und Geschichte gleichermassen die Poesie aus, drückt Capograssi seine tiefe Einsicht aus: "La carità è proprio questa apparizione della verità in mezzo alla vita, il conseguimento del bene assoluto nell'attimo vissuto della pratica. In essa lo spirito è più spirito perchè in essa l'infinito Dio accoglie e solleva sino alla sua altezza l'umile vita degli uomini e la povera mortalità della loro esistenza".

[...]

Die Bezugnahme auf den theologischen Einschlag des Gemeinsinns qua caritas ruft die Thematik der göttlichen Vorsehung bei Vico in Erinnerung und begründet die christliche Orientierung der praktischen (insbesondere auch der politischen) Philosophie Capograssis; so bezeichnet er die caritas als Seele des Gemeinsinns einer neuen Gemeinschaft (und deutet damit das summum bonum, das bonum commune als Zweck eines tätigen sensus communis). In dieser Wendung liegt deutlich die Vision einer Überwindung des Staates in Richtung auf einen Gottesstaat (nach dem allgegenwärtigen Vorbild von Aurelius Augustinus) enthalten.